Lost Places. Fotografie. Ruhrgebiet.

Die Schlackebahn Bochum: Part 2 - Angst, Enge & Überwindung

Die Schlackebahn Bochum: Atemberaubend im wahrsten Sinne des Wortes
Die Schlackebahn Bochum: Atemberaubend im wahrsten Sinne des Wortes

Die Schlackebahn in Bochum: Der für mich mit Abstand faszinierendste Lost Place im Ruhrgebiet, ja in ganz Nordrhein-Westfalen. Einzigartig in ihrer Architektur, tief unter der Erde und teilweise sehr beklemmend. Das spannendste: An diesem verlassenen Ort finden sich noch fast unberührte Relikte aus dem zweiten Weltkrieg, manche bis zu 80 Jahre alt.

Die Vorbereitung

Ein Tag im Mai, Duisburg, 21 Uhr: Gleich geht es los, die Nervosität steigt. Diverse Berichte über den Sauerstoffmangel schießen mir durch den Kopf – mal ist die Rede von 20, mal gar nur von 16% Sauerstoffgehalt in der Luft dieser unterirdischen Anlage.

Die Ausrüstung ist gepackt:

  • Taschenlampe, Kopflampe und Ersatzakkus
  • Kamera, Stativ und zwei Objektive
  • Gasmessgerät für O², CO, CO², H²S und explosive Gase
  • Rucksack, schwere Stiefel, alte Klamotten und eine Mütze
  • Wasser und Kekse – man weiß ja nie, wann man wieder rauskommt ;)

Ich fahre los nach Bochum um meinen Kumpel, der mich heute begleiten wird, abzuholen. Strömender Regen. Eine dreiviertel Stunde, ein mal geblitzt werden und eine kurze Verirrung über den Campus der Ruhr Uni Bochum später, kommen wir an. 23:30 Uhr, immer noch strömender Regen. Stiefel anziehen und los.

Massive Stahlträger: Eingang ist oben dahinter
Massive Stahlträger: Eingang ist oben dahinter

Nach einem kurzen Fußmarsch am Ort des Begehrens angekommen, zwängen wir uns durch das kleine Eingangsloch und die Matsche hinein, huschen unter ein paar mächtigen, rostigen Stahlträgern hindurch und klettern einen kleinen Abhang hinunter. Da sind wir, in der Schlackebahn. Das Gasmessgerät ist gestartet, ich setze die Kopflampe auf und bereite die Kamera vor. Auf gehts.

Wir machen uns direkt auf zum Abstieg eine Ebene tiefer. Dazu durchqueren wir den ersten Teil der Schlackebahn und steigen hinab in den "Kanal". Folgt man diesem für ein paar hundert Meter, gelangt man zum zweiten Teil der Katakomben: Dem Abschnitt mit den Werkstätten, Bunkern und einem Graffiti aus dem zweiten Weltkrieg – einem Graffiti welches den Uhrheber damals durchaus ins Gefängnis hätte bringen können. Später mehr dazu.

Unten im Kanal, die zwei Lichtpunkte: Wir
Unten im Kanal, die zwei Lichtpunkte: Wir

Der Kanal – beklemmende Enge

Wir klettern die beiden Leitern hinunter und finden uns im ersten von vier Abschnitten des Kanals wieder. Nicht mal stehen kann man hier und es steht matschiges Wasser darin. Der Kanal ist wie folgt aufgebaut:

  1. Backsteinmauern, zu niedrig zum Stehen
  2. Backsteinmauern, hoch genug zum Stehen
  3. Massiver Beton, hoch genug zum Stehen
  4. Massiver Beton, zu niedrig zum Stehen

Sobald wir unten sind, checke ich den Sauerstoffgehalt der Luft: Alles in Butter, weiter gehts. Möglichst zügig machen wir uns auf zu jenem Teil der Stollen, in dem man stehen kann. Verflucht beklemmend hier unten und trotz guter Messwerte fühlt sich die Luft nicht gerade frisch an.

Im Verbindungskanal der beiden Bahntunnel
Im Verbindungskanal der beiden Bahntunnel
Jahrzehnte des Wassers: Weiße Sinterablagerungen
Jahrzehnte des Wassers: Weiße Sinterablagerungen

Hundert Meter weiter können wir endlich wieder aufrecht laufen, sind ein bisschen außer Atem. Noch mal so weit und man kann schon wieder nicht mehr stehen.

Ich checke noch mal den Gasgehalt der Umgebungsluft – und tatsächlich: nur noch 20,3% Sauerstoff, auch der CO²-Wert ist erhöht. Schnell weiter zum Aufstieg in den hinteren, unberührteren Teil der Schlackebahn.


Die Schlackebahn: Der zweite Teil

Blick in die eine Richtung des hinteren Teils
Blick in die eine Richtung des hinteren Teils

Wir klettern nach oben, durch einen engen Schacht über eine uralte, rostige Leiter, der schon eine Sprosse fehlt. Da ist er, der zweite Teil der Schlackebahn, endlich sind wir hier – wow!

Der Bahntunnel in den die Leiter führt, ist an beiden Enden zugeschüttet, der einizige Zugang ist dieses Loch – und darüber ragt einer jener Felsbrocken, mit dem die Tunnelenden verstopft sind.

Schlechte Luft

Blick in die andere Richtung: Schlacke-Fülltrichter
Blick in die andere Richtung: Schlacke-Fülltrichter

Auch hier ist das erste was ich mache, ein Check des Gasdetektors: Auch hier nur knapp 20% Sauerstoff. Dazu kommen 1.150 PPM (Parts per Million) Kohlenstoffdioxid. Objektiv betrachtet beides natürlich nicht lebensbedrohlich, aber trotzdem ein ekelaftes Gefühl. Anfangs fühle ich mich so unwohl, dass ich nicht mal Fotos mache.

Nach ein paar Minuten geht es aber: Wir erkunden nun jeden Winkel der Schlackebahn und mit jeder Entdeckung steigt die Begeisterung. Kaum zu glauben, das eine so riesige unterirdische Anlage mitten unter einem so bekannten öffentlichen Ort in Bochum liegt.

Glühende Schlacke kam hier heraus...
Glühende Schlacke kam hier heraus...
...nachdem sie hier hinein gekippt wurde (Hist. Foto)
...nachdem sie hier hinein gekippt wurde (Hist. Foto)

Im hinteren Stück des Stollens hängt noch ein riesiger Fülltrichter aus der massiven Betonwand. Bis vor etwa 30 Jahren rauschte hier die noch glühende, flüssige Schlacke aus dem Stahlwerk, welches sich direkt über den Tunneln befand, direkt in die bereitstehenden Waggons der Schlackebahn. Details dazu: Siehe historisches Foto, es ist ein Original aus genau diesem Werk. Wat ne Maloche...

Relikte aus dem Krieg

Bunkertür: Bei Fliegerangriffen...
Bunkertür: Bei Fliegerangriffen...

Erbaut wurde die ganze Anlage im Zuge einer Stahlwerkserweiterung ab 1934. Schon damals wurde die ganze Anlage – im wahrsten Sinne des Wortes – bombensicher angelegt. Kriegsvorbereitungen ganze fünf Jahre vor dem zweiten Weltkrieg. Es war offensichtlich nicht ganz unbekannt, in welche Richtung es gehen würde.

So findet sich hier unter anderem auch ein Schutzraum aus massivsten Betonwänden (vgl. erstes Foto des Graffitis) mit gasdichter Stahltür inklusive originaler Aufschrift: Bei Fliegerangriffen offen laßen – Tür nur schließen bei Gasgefahr.

Frohe Weihnachten im 2. Weltkrieg
Frohe Weihnachten im 2. Weltkrieg
Gefährliches Graffiti aus dem Krieg
Gefährliches Graffiti aus dem Krieg

Und genau hier verewigte sich wohl auch ein Stahlwerksarbeiter mit einem Graffiti während des Krieges: Frohe Weihnachten.

"Fun"-Fact: Besonders interessant ist hieran, dass die Alliierten damals spezielle Bomben zur Zielmarkierung für nachfolgende Bomber abwarfen – welche wegen ihres Leuchtens auch "Weihnachtsbäume" genannt wurden.

Das Graffiti könnte also durchaus eine zynische Anspielung auf den Kriegszustand gewesen sein, was damals ganz locker als "Wehrkraftzersetzung" durchgegangen wäre und im Gefängnis hätte enden können.


Die Werkstätten: Unberührt

Unterirdische Schusterwerkstatt
Unterirdische Schusterwerkstatt

Der zweitinteressanteste Raum in diesem Lost Place war neben den Haupttunneln eine Art Werkstatt, in der anscheinend bis zuletzt Arbeitsstiefel repariert wurden. Noch heute steckt ein Schuhmachereisen im Schraubstock, noch immer stehen die alten Stiefel auf der Werkbank. Tja, damals war noch nix mit Wegwerfgesellschaft.

Uralte Karbid-Schweißgeräte
Uralte Karbid-Schweißgeräte

In einem weiteren Raum finden sich seltsame "Milchkannen", wie vom Bauernhof – so dachten wir anfangs jedenfalls. Wir untersuchen sie und finden diverse Ventile und Druckkammern – diese Gerätschaften müssen irgendetwas mit Gas zu tun haben. Und tatsächlich: Karbid-Schweißgeräte! Eine Technik die schon in den 1930ern aufgegeben wurde – wieso stehen die Dinger ganze 80 Jahre später noch immer hier?

Exkurs: Man legte ein wenig Karbid in einen Drahtkorb im Inneren dieser Schweißgeräte, welches dann mit etwas Wasser zu Ethin, einem Gas mit dem man Schweißen konnte, reagierte. Wirklich urzeitlich. Mein Großvater hat mir früher von seinem ersten Fahrrad erzählt, welches eine Lampe hatte, die genau so funktionierte.


Der Weg zurück – Kanal die Zweite

Je länger wir hier unten unterwegs sind und fotografieren, desto wohler fühle ich mich, die Anspannung verfliegt. Trotzdem behagt mir der Gedanke nicht noch mal durch den Kanal zu müssen.

Auf dem Rückweg: Kopflampe zerstört die Frise, ich verwackle das Foto. It's a hard knock life.
Auf dem Rückweg: Kopflampe zerstört die Frise, ich verwackle das Foto. It's a hard knock life.

Als wir wieder hinabsteigen fällt mir als erstes auf, dass sich die Luft hier unten tatsächlich besser anfühlt, als im hintersten Winkel der Schlackebahn. Ich glaube sogar einen Luftzug zu spüren, doch wie kann das sein? Entweder ist es Einbildung, oder die Luft der hinteren Schlackebahn ist tatsächlich schlechter, als hier, am tiefsten Punkt der Anlage.

Da wir es nun nicht mehr ganz so eilig wie auf dem Hinweg haben, machen wir noch einige Fotos: Besonders die strahlend weißen Versinterungen (siehe oben), die durch das Wasser der Jahrzehnte entstanden, sind ein tolles Motiv.


Die Geschichte der Schlackebahn und des Stahlwerks

Gerne würde ich an dieser Stelle etwas über die Geschichte des Stahlwerks schreiben. Doch dadurch würde zu viel über den genauen Standort preisgegeben. Wirklich schade, denn seine Geschichte ist unglaublich interessant.

Doch so viel sei gesagt: Mehr als eine historische Erfindung von weltweitem Einfluss wurde hier gemacht. Mehr als eine historische Persönlichkeit der selben Tagweite war schon hier. Und mehr als unrühmlich war seine Geschichte während der insgesamt drei Kriege, die es mitgemacht hat.

Heute merkt man kaum noch etwas davon – es sei denn, man weiß, wo man suchen muss.


Von Angst und Überwindung: Viel Spaß beim Lachen

Eingebrochener Nebenstollen (Verbruch)
Eingebrochener Nebenstollen (Verbruch)

So liebe Freunde, jetzt dürft ihr mich noch ein wenig auslachen. Denn nach all den Geschichten über die sauerstoffarme, CO²-haltige Luft dort unten hatte ich ne gehörige Portion Schiss, bis in die letzten Winkel der Schlackebahn vorzudringen. Und wir haben es auch tatsächlich erst getan, nachdem wir einen Gasdetektor am Start hatten. Obwohl wir natürlich nicht die ersten Menschen dort unten waren.

Gasmessgerät: Im vorderen(!) Teil der Schlackebahn
Gasmessgerät: Im vorderen(!) Teil der Schlackebahn

Und trotzdem: Wäre mein Kumpel nicht direkt nach dem Betreten der Bahntunnel, mit den Worten "Dann gehn wa aber jetzt direkt runter, ne?!", zum Kanaleingang gestapft ...ich weiß nicht, ob ich tatsächlich hinab gestiegen wäre. Und auch als wir schon unten waren, wäre ich anfangs am liebsten auf dem Absatz wieder umgekehrt. Aber im ersten Teil des Kanals wärs dafür sowieso zu eng gewesen.

Doch die Überwindung hat sich gelohnt: Der mit Abstand faszinierendste "Lost Place", den ich bisher fotografieren durfte. Allein die historischen Relikte sind schon eine "Exploration" wert.

Die genauen Gasmesswerte

Falls jemand genau so viel Schiss in der Buchse hat wie ich und wissen möchte, was wir genau gemessen haben:

Sauerstoff (O²): Knapp 20% (Normal wären ca. 21%)
Kohlenstoffdioxid (CO²): 1.150 PPM (Normal wären ca. 380 PPM)
Kohlenstoffmonoxid (CO): 1 PPM (Normal wäre annähernd nichts)
Schwefelwasserstoff (H²S): Nix :)
Explosive Gase: Nix :)

Diese Werte gelten für den hinteren Bereich und den Kanal. Im vorderen Teil war die Luft genau wie über Tage, nur viel stickiger.

Disclaimer: Nicht nur weil mein Gasmessgerät nicht kalibriert war – aber eben auch deswegen – übernehme ich keinerlei(!) Garantie für die gemessenen Werte! Dazu kommt, dass sich solche Dinge mit der Zeit ändern können!


Infografik und Karten

Ich habe mich spaßeshalber mal im Bau einer Infografik versucht. Sie enthält unter anderem eine illustrierte Karte der Schlackebahn und ihrer Tunnel, so dass Ihr genau sehen könnt, welches Foto wo entstanden ist. Viel Spaß damit!

Infografik der Schlackebahn mit Karten der versch. Ebenen
Infografik der Schlackebahn mit Karten der versch. Ebenen

Der dritte Streich, er folgt sogleich

Neben einigen weiteren, befindet sich in der Nähe noch eine andere Stollenanlage, deren älteste Teile bereits lange vor dem Jahr 1900 erbaut wurden. Versorgungstunnel zur Verbindung verschiedener Werkshallen, teilweise sogar verschiedener Werksgelände.

Verfüllter Neben- bzw. Blindstollen der Schlackebahn
Verfüllter Neben- bzw. Blindstollen der Schlackebahn
Ein zusammengerosteter Klumpen Kette
Ein zusammengerosteter Klumpen Kette

Wir haben zwar schon mal einen Blick hineingeworfen, aber da es schon weit nach Mitternacht war, noch nicht alles erkundet und auch nicht fotografiert. Der dritte Teil dieser Serie wird sich dann diesem Stollenssystem widmen.

Und das gibt es beim nächsten mal: Tunnel in denen alte Loren – eine speziell für den Munitionstransport – rostig auf ihren Schienen stehen, ellenlange und uralte Stollen und Verbindungsschächte. Next Time. Falls Du dann eine E-Mail erhalten möchtest, trage dich einfach hier ein.

Update: Der Artikel zu den verlassenen Versorgungsstollen ist nun erschienen!


Eine kurze Bitte

Zum Schluss noch eine Frage: Magst Du solche längeren, detaillierteren Artikel, eventuell sogar mit einer Infografik zur jeweiligen Location? Oder ist Dir das zu viel des Guten und eher ermüdend beim Lesen?

Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn du mir kurz einen Kommentar dalassen würdest, ob in Zukunft mehr solcher langen Stories erscheinen sollen, oder ob es Dir kurz und knackig lieber ist. Natürlich freue ich mich immer auch über Ergänzungen, eigene Erfahrungen und Kritik – immer raus damit!

Wie üblich hoffe ich, dass der Ausflug in die Schlackebahn – den für mich bisher spannendsten aller Lost Places – auch Dir Spaß gemacht hat! Mich jedenfalls hat sie gepackt. Da hat sich auch das Geblitztwerden auf der Hinfahrt gelohnt.

Weiterhin viel Spaß beim Urbexen, liebe Freunde!

Erscheinungsdatum
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18 Kommentare

KommentareMöchtest Du auch einen schreiben?
  1. MickaMicka |

    Hi Finn,

    zu deiner Frage. Ja, ich mag diese längeren, detaillierteren Artikel. Und die Infografik ist Top. Gefällt mir sehr gut! Weiter so!

    Grüße

    Micka

    Team Deep Darknesss

    1. Finn (SagtMirNix)Finn (SagtMirNix) |

      Hi Micka,

      vielen Dank für Deine Einschätzung! Freut mich sehr zu hören :)

      Viele Grüße,

      Finn

      P.S.: Habe leider ganz vergessen auf deine letzte Mail zu antworten, wird gleich gemacht!

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  2. PetzzPetzz |

    Hallo,

    ich bin begeistert von deinem Artikel. wie immer alles sehr gut beschrieben und um auf deine Frage einzugehen ich find die Länge des artikels und die Skizzen/Karten super! Genau das was einem so großen Lost Place auch gerecht wird. allerdings ist bei Karten immer das Potenzial recht groß das man zu viel verraten könnte. Im Grunde aber eine tolle Idee. Ich hoffe das ich diesen Lost Place auch mal besuchen kann.

    Hättest du eventuell noch Tipps bezüglich des Gasmessgerätes? in Richtung Preis Ausführung zb.

    Gruß Peter

    P.S. du bekommst demnächst mal eine Nachricht per Mail bezüglich eines alten Bergwerks im Waldgebiet nahe Recklinghausen. ;) eventuell ist das was für dich falls du es noch nicht kennst.

    1. Finn (SagtMirNix)Finn (SagtMirNix) |

      Hi Peter,

      danke sehr für dein Feedback!

      Mir hat's auch Spaß gemacht diesen verlassenen Ort mal etwas genauer zu beleuchten. Werde ich dann in Zukunft (wenn die jeweilige Location das hergibt) öfter mal machen :)

      Wie es mit der Zugänglichkeit der Schlackebahn momentan aussieht weiß ich leider nicht, unsere "Exploration" ist ja schon ein paar Tage her. Davor war der Eingang nämlich auch schon mal zugemauert.

      Bzgl. eines Gasmessgerätes:

      Was für Urbex-Zwecke wichtig ist, ist das es Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid, Kohlenstoffmonoxid, Methan und gegebenenfalls vielleicht auch noch Schwefelwasserstoff messen kann.

      Das könnte z.B. das Micro 5 IR oder das Dräger X-AM 5600. Beide sind neu aber unglaublich teuer (irgendwas um 1.000 Euro), weswegen ich meins (das Micro 5 IR) gebraucht gekauft habe. Und Du solltest definitiv auf das Alter der verbauten Gassensoren achten, da diese mit der Zeit "ablaufen" und dann nicht mehr genau messen können. Kalibriert werden muss es auch von Zeit zu Zeit.

      Würde mich über deine E-Mail sehr freuen, Altbergbau finde ich auch äußerst interessant! Und die Grube in Recklinghausen kenne ich auch noch nicht.

      Viele Grüße,

      Finn

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  3. NoneNone |

    Toller Artikel, gerne mehr in dieser Art in Zukunft!

    Hast dir dein Ad-Block Whitlisting verdient ;)

    1. Finn (SagtMirNix)Finn (SagtMirNix) |

      Hallo!

      Wow, danke! Selten einen so positiven Kommentar gelesen!

      Ich habe aber auch absolut kein Problem damit, wenn Leute einen Werbeblocker benutzen :) Viel Geld kommt durch die Bannerwerbung sowieso nicht rum :D

      Viele Grüße!

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  4. Frank WittmannFrank Wittmann |

    Ganz Toll geschrieben http:/// beschrieben. Bitte weiter so

    1. Finn (SagtMirNix)Finn (SagtMirNix) |

      Herzlichen Dank, freut mich wirklich sehr!

      Viele Grüße!

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  5. BaudBaud |

    Hi Finn,

    lieben Dank erstmal für die viele Arbeit, die Du in Deine Reihe zur Schlackebahn gesteckt hast. Deine zwei Artikel werden diesem einzigartigen und atmosphärischen Lost Place wirklich gerecht!

    Auch möchte ich mich vielmals für das Messen der Luftzusammensetzung bedanken, sehr informativ. Eine kleine Anmerkung hätte ich dahingehend allerdings: die Ergebnisse als "beängstigend" darzustellen, halte ich für suboptimal. Ahnungslose Leser könnten so unnötigerweise in Angst versetzt werden und sich etwas Paranoia einfangen, wie es Dir selbst ja zumindest anfangs auch ergangen zu sein scheint. Tatsächlich sind die Messungen nämlich das genaue Gegenteil von beängstigend: sie zeigen Werte, die absolut unbedenklich sind und der Zusammensetzung der Luft eines Raumes entsprechen, der etwa drei oder vier Stunden nicht mehr gelüftet wurde. Diese Ergebnisse sollten einem keine Angst machen, sondern sie, ganz im Gegenteil, nehmen. :)

    Des Weiteren würde ich jedem, der sich die Schlackebahn einmal selbst anschauen möchte, empfehlen, Schutzhelm und Handschuhe mit auf die Packliste zu setzen. Unsere Helme haben dort unten einige Schrammen kassiert, die sonst unseren Köpfen gegolten hätten. Die Handschuhe sind doch sehr willkommen, wenn man die Leitern absteigt.

    Liebe Grüße
    Baud

    1. Finn (SagtMirNix)Finn (SagtMirNix) |

      Hallo Baud,

      vielen Dank, freut mich wirklich sehr, dass die beiden Artikel gefallen, haben ja auch ne Menge Arbeit gekostet. Aber ist auch einfach nen hammermäßig spannender Lost Place.

      Auch danke für deine Anmerkungen zur Umgebungsluft dort unten. Dass die gemessenen Werte nicht extrem gefährlich sind, stimmt natürlich (steht ja auch in dem Artikel, Zitat: "Objektiv betrachtet beides natürlich nicht lebensbedrohlich").

      Was mich eher geängstigt hat, war folgendes:

      1. Im Netz schwirren einige Berichte umher, die von niedrigeren Werten, teilweise nur 16% Sauerstoff, ausgehen

      2. So etwas kann sich mit der Zeit ja auch ins negative ändern, was vor allem in der Zeit, in der die Schlackebahn zugemauert, also komplett ohne Luftzug war, der Fall gewesen sein könnte

      3. Mein Messgerät war nicht kalibriert, also auch nicht 100-prozentig zuverlässig

      4. Der Bericht von meinem Bekannten (ist auch im Artikel zitiert),
      der unten im Kanal nicht so gut klar kam

      5. Vor nicht allzu langer Zeit hat im hinteren Teil jemand "Bengalos" abgefackelt (gibts Fotos von im Netz), das frisst auch Sauerstoff und erzeugt CO bzw. CO2

      Und ich muss auch sagen, beim Testen des Gasmessgeräts hier im Haus habe ich noch nie so schlechte Messwerte gehabt, wie da unten, auch wenn die Fenster den Tag über noch gar nicht auf waren.

      Das Ding ist einfach, dass ich nicht möchte, dass sich Leute die evtl. keine Ahnung von der ganzen Sache haben, in Gefahr begeben und sowas auf die leichte Schulter nehmen.

      Naja, so viel zu meinen Gedanken dazu und danke noch mal :)

      Viele Grüße,
      Finn

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    2. BaudBaud |

      Hi Finn,

      natürlich hast Du recht, Vorsicht ist immer besser als Nachsicht. Und sollten die Berichte über lediglich 16% Sauerstoff stimmen, dann ist das natürlich eine ganz andere (und tatsächlich bedenkliche) Hausnummer. Lediglich die von Dir gemessen Werte liegen halt komplett im grünen Bereich. :)
      Das Abfackeln von Bengalos dort unten ist natürlich selten dämlich und verschlechtert die Werte selbstverständlich erst einmal massiv. Weißt Du zufällig, wie lange das etwa her ist?
      Ich würde gerne bei der nächsten Exkursion selbst ein (kalibriertes) Gasmessgerät mitnehmen und ein Update zu den Werten geben, allerdings sind die Dinger ja leider wirklich brutal teuer. Mal schauen, vielleicht kann man ja irgendwo eins ausleihen.

      Liebe Grüße
      Baud

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    3. Finn (SagtMirNix)Finn (SagtMirNix) |

      Hallo Baud,

      bitte verzeih, dass ich erst jetzt antworte. Habe gerade sehr, sehr wichtige Dinge abseits von Website und Urbex zu tun.

      Die Bilder von der Bengalo-Aktion wurden Anfang dieses Jahres hochgeladen, ist also schon ein Weilchen her.

      Wenn Du in der Schlackebahn selbst gemessen hast, würd ich mich freuen, wenn Du deine Messwerte mit uns teilst.
      Ich würde Sie dann in den Artikel mit aufnehmen, gerne auch mit nem Verweis auf Dich.

      Ein Gasmessgerät zu leihen habe ich damals auch überlegt, aber auch das ist leider recht teuer. Meist gibts solche Geräte nur für direkt mehrere Tage und man kommt eigentlich nie unter 120 Euro dabei weg. Ich hatte dann aber das Glück ein sehr gutes Angebot für ein gebrauchtes Gerät zu bekommen und zugeschlagen.

      Viele Grüße,
      Finn

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  6. StefanStefan |

    Hallo Finn,

    ich habe einige deiner Texte gelesen - toll. Zu viel Informationen, Hintergrundwissen, Bilder und Grafiken kann es gar nicht geben, ich denke, ähnlich wie ich, verschlingen die meisten Leute das regelrecht. Vieles erinnert mich an meine Kindheit und Jugend als Kind des Ostens in den siebziger, achtziger Jahren. Ich bin damals viel in alten Anlagen herumgestöbert, die Bilder sind aber leider nur in meinem Kopf, Fotos gibt es keine, einerseits wegen der recht *unpraktischen* (chemischen) Fotografie, anderseits war Fotografieren (wie auch forschen und herumstöbern) grundsätzlich unerwünscht und fast überall streng verboten. Wenn auch das herumstöbern noch irgendwie widerwillig geduldet war, hättest du dich durch den Fotoapparat als Staatsfeind verdächtig gemacht.

    Die beschriebenen *Milchkannen* sind kleine Azetylen-Entwickler, damit wird vor Ort das zum Schweißen erforderliche Schweißgas Acetylen aus Karbid hergestellt. Bis in die sechsziger Jahre war das ein gängiges Verfahren. Die nicht ganz ungefährlichen Azetylen-Entwickler wurden aber seit den vierziger Jahren zunehmend durch die sichereren und komfortableren Azetylen-Flaschen ersetzt und hatten zum Ende der siebziger Jahre keine Bedeutung mehr, außer natürlich als Großanlagen, die ganze Betriebe oder große Werkstätten mit Azetylen versorgten, die aber baulich ganz anders und natürlich nicht mehr mobil waren.

    1. Finn (SagtMirNix)Finn (SagtMirNix) |

      Hi Stefan,

      vielen vielen Dank für deinen netten und langen Text!

      Ja, in der DDR wars bestimmt nicht einfach sich mit solchen Sachen zu beschäftigen.. sehr schade eigentlich, gab bestimmt schon damals einige sehr interessante vergessene Orte im Osten!

      Die letzten Innenaufnahmen vom sog. "Führerbunker" sind ja z.B. auch dadurch entstanden, dass sich jemand einfach reingeschlichen und fotografiert hat, kurz bevor er sang- und klanglos zugeschüttet wurde. War ja auch im Ostteil von Berlin.

      Und danke auch für deine Erklärung zu den "Milchkannen" :) Ich hätte gedacht, dass diese Technik schon viel früher ausgestorben wäre, so stehts sogar im Wiki-Artikel. Hast du mal damit gearbeitet oder so?

      Beste Grüße,
      Finn

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    2. StefanStefan |

      Hallo Finn,

      danke für Deine Antwort, ich gehen Deinen Text mal Stück für Stück durch - zunächst wird es komisch-grotesk-lustig:

      > Ja, in der DDR wars bestimmt nicht einfach sich mit
      > solchen Sachen zu beschäftigen

      *lach*: Na ja, schon, in der DDR haben sich unglaublich viele Leute mit alten bis uralten Anlagen beschäftigt - beruflich! Es war für viele Leute der tägliche Broterwerb, alte Technik der 20er bis 50er Jahre, zum Teil auch noch ältere Anlagen aus der Kaiserzeit, in Betrieb zu halten oder täglich damit zu arbeiten. Das heißt, museale Technik gehörte eher zum Alltag als zur Ausnahme. Für jemanden wie mich, sehr interessiert an solch ollem Zeug, war das natürlich eine einzige Fundgrube, fast jeden Tag und überall begegneten einem sehenswerte, historische oder in irgend einer Form beeindruckende Dinge, man musste nicht einmal die Augen offen halten, alle diese Dinge sprangen mich direkt an: "Hier, guck mich an, den Stahlträger hier oben, Krupps 1908", "schau mich an, ich bin ein Linde-Verdichter von 1902, hast Du schon die Messingknäufe an meinen Arbeitsbühnen und die wunderschönen Tropföler an meinem Pleulschlitten gesehen?" Schon die Bahn war ein unglaublich: Ich bin als Kind noch mit dampflokbespannten Reisezügen gefahren, nicht als Ausnahme, sondern im Regelbetrieb. Alles hatte irgendwie Geschichte, aber auch (aufgehaltenen, verzögerten) Verfall, Morbidität. Alles war ziemlich reglementiert, aber auf eine freundliche Frage hin war vieles möglich. Da hat der Pförtner, der mich erwischt hat, auch mal in Ruhe zwei, drei meiner Zigaretten gepafft und mich herumgucken lassen, mit einer kleinen Flasche Goldbrand (ein billiger Weinbrand 0,35 l) wurde so manches Auge zugedrückt und mit Freundlichkeit und Verbindlichkeit kam man zuweilen sehr weit. So hat mich beispielsweise so manche Lokbesatzung mitgenommen, weil sie mein ehrliches Interesse an der Technik gespürt haben, obwohl das natürlich strengstens verboten war. Bahnsteigsaufsicht, Zugführer und Stellwerker haben es natürlich mitbekommen, wussten aber, es ist ok und haben keinen verpetzt. Fotografieren in solchen Situationen? Undenkbar, ein völliges NO GO, Vertrauensbruch, Verrat, Möglichkeit für ein Strafverfahren. Du kannst es Dir ohnehin nur schwer vorstellen: Die bildliche Darstellung von Bahn-, Industrie- und Landesverteidigungsanlagen war streng verboten, das umfasste nicht nur das Fotografieren, sondern auch das Malen, Zeichnen - aber da war mein Talent eh nicht so doll.
      Den Typen, der sich in die Baustelle Wilhelmstraße reingeschlichen hatte, den kannte ich damals vom Sehen und vom Kneipentisch, das mit den Bunkerbildern war wirklich kühn. Wenn es blöd gelaufen wäre, hätte er auch für einige Jahre im Tagebau beim Gleiserücken landen können, also im Strafvollzug, in der Zwangsarbeit, das war Schwerstarbeit für politische Gegner und "sonstige subversive Elemente".

      Die Aze-Entwickler wurden zu meiner Lehrzeit kaum noch eingesetzt. Ich habe 1981 einen richtigen Männerberuf gelernt, Stahlbauschlosser im Energiebau, Kraftwerksbau. Bei uns wurde fast nur elektrisch geschweißt (Elektrodenschweißen, WIG, MAG, Abbrenn-Stumpfschweißen (das war der Hammer!)), die Gasschweißern versorgten sich im Betrieb von Ringleitungen und auf den Baustellen über die auch heute üblichen Aze-Sauer-
      Flaschenwagen (Also ein Wagen mit je einer Azetylen- und Sauerstoffflasche), es gab aber einige alte *Zausel* (ist nett gemeint), die nicht von ihren Azetylenentwicklern wegzubekommen waren. Damit hatte ich aber zum Glück nüscht zu tun. Wir hatten Umgang und Verfahren damit in der Lehre angeschnitten, die Dinger waren mir aber immer irgendwie sehr suspekt.

      Beste Grüße zurück
      Stefan

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    3. Finn (SagtMirNix)Finn (SagtMirNix) |

      Hi Stefan,

      dass es damals in der DDR massig (ver-)alte(-te) Anlagen gab, ist natürlich klar. Ich meinte nur, dass man bestimmt nicht einfach überall reinspazieren und fotografieren konnte, aus eben den Gründen die du ja selbst nennst. Aber offensichtlich gabs ja doch das ein oder andere Schlupfloch, wenn man sich geschickt angestellt hat :)

      Die Geschichten und Fotos dann aber auch noch öffentlich zu publizieren, wäre bestimmt etwas anderes gewesen... aber gut, wo hätte man das auch machen sollen? Das Internet gabs ja auch noch nicht. Und irgendwelche staatlichen oder betrieblichen Zeitungen hätten bestimmt auch eher wenig Interesse daran gehabt gerade den Verfall öffentlich zu zeigen :D

      Ich nehme an, dann konntest Du leider gar keine Fotos von deinen damaligen Entdeckungen machen, die man sich evtl. online mal irgendwo anschauen könnte? Da wär bestimmt einiges interessantes dabei!

      Stefan schrieb: Den Typen, der sich in die Baustelle Wilhelmstraße reingeschlichen hatte, den kannte ich damals vom Sehen und vom Kneipentisch, das mit den Bunkerbildern war wirklich kühn. Wenn es blöd gelaufen wäre, hätte er auch für einige Jahre im Tagebau beim Gleiserücken landen können, also im Strafvollzug, in der Zwangsarbeit, das war Schwerstarbeit für politische Gegner und "sonstige subversive Elemente".

      Ach krass! Die Welt ist echt klein. Ich hatte mal nen Bericht darüber im Fernsehen gesehen und hab schon ziemlich Respekt davor, dass er da einfach reingestapft ist.

      Stahlwerksschlosser war mein Opa ebenfalls (hier bei Krupp Rheinhausen) und hat immer viel davon erzählt. Ich hab sogar noch ne riesengroße, uralte, fast schon museumswürdige Werkbank aus dem Stahlwerk hier stehen, die er da vor über 40 Jahren mal mitnehmen konnte.

      Viele Grüße,
      Finn

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  7. JensJens |

    Ich bin begeistert von deiner schreibst. Weiter so. Sehr spannend

    1. Finn (SagtMirNix)Finn (SagtMirNix) |

      Vielen Dank!

      Freut mich immer sehr, wenn meine Arbeit Leuten gefällt! :)

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